Lockere Zähne – welche Ursachen gibt es?

Manchmal ist die Erklärung ganz einfach: Wenn Sie unfreiwillig über den Fahrradlenker absteigen und auf den Mund fallen, sind nachher höchstwahrscheinlich ein paar Zähne locker. Schläge, Stürze und Unfälle können den Halt der Zähne im Kiefer beeinträchtigen und sogar für Zahnverlust verantwortlich sein. Die bei weitem häufigste Ursache für wackelnde Zähne bei Erwachsenen ist allerdings eine ganz andere.

 

Mögliche Ursachen für lockere Zähne

Kieferchirurgischer Eingriff

Nach einem chirurgischen Eingriff, zum Beispiel einer Zahnextraktion, kann sich der Nachbarzahn lockern. Das ist nicht ungewöhnlich, und der Zahn erlangt von selber wieder seinen Halt. Ähnlich sieht es nach einer Wurzelspitzenresektion aus: Die Wurzelspitze eines Zahns wird entfernt, und er lockert sich daher ein wenig. Im Rahmen des natürlichen Heilungsprozesses gibt sich das Problem normalerweise nach einiger Zeit wieder.

 

DentNet, Zahn, Zähne, locker, Parodontitis

Schlechtsitzender Zahnersatz

Prothesen sollten regelmäßig vom Zahnarzt kontrolliert und gegebenenfalls unterfüttert werden, damit sie perfekt sitzen. Wenn eine schief sitzende Prothese auch an den eigenen Zähnen befestigt ist, kann sie den Halt dieser Verankerungszähne durch die schlecht verteilten Kräfte beim Kauen lockern. 

 

Nächtliches Zähneknirschen

Im Schlaf verarbeiten viele Menschen seelische Probleme oder Stress, indem sie die Zähne aufeinander pressen und knirschen. Dabei wirken unbewusst sehr starke Kräfte, die die Zähne beschädigen und mit der Zeit geradezu abradieren. Die Kiefermuskulatur und der gesamte Zahnhalteapparat werden ständig überbelastet, das führt zu gelockerten Zähnen. Abhilfe kann neben einer psychischen Stressbewältigung eine spezielle Zahnschiene schaffen, die nachts getragen wird und vor Schäden an Gebiss und Kiefer schützt. 

Kieferabszess

Begleiten den lockeren Zahn Symptome wie Schwellungen, Schmerzen und Schwierigkeiten beim Öffnen des Mundes, kann ein Abszess im Kiefer dahinter stecken. Das ist eine schwere Entzündung im Kieferknochen, die schnell vom Zahnarzt behandelt werden muss. Es droht die Gefahr, dass sich die Bakterien der Entzündung über die Blutbahn im gesamten Körper ausbreiten und dort andere gesundheitliche Probleme hervorrufen.

 

Kiefernekrose

Als Nebenwirkung einer Krebsbestrahlung im Kopfbereich kann eine Knochennekrose auftreten. Dabei sterben Teile des Knochens oder sogar der gesamte Knochen ab. Das kann auch den Kieferknochen betreffen und für lose Zähne verantwortlich sein. Auch eine Behandlung gegen Osteoporose, bei der Bisphosphonate oder Antikörper eingesetzt werden, kann eine Kiefernekrose auslösen. Ein typisches Merkmal ist freiliegender Kieferknochen, der über längere Zeit nicht abheilt. Auch Schmerzen, Gefühlsstörungen in der Unterlippe oder Kieferhöhlenentzündungen gehören zu den Symptomen einer Nekrose.

 

Zahntrauma, äußere Gewalteinwirkung

Durch eine plötzliche Krafteinwirkung auf den Kiefer können sich Zähne in ihrem Zahnfach (Alveole) lockern. Das kann durch einen Unfall, einen Schlag oder auch bei Kontaktsportarten wie Rugby, Fußball oder beim Kampfsport passieren. Durch die Gewalteinwirkung werden die Haltefasern (Sharpey-Fasern) im Zahnfach überdehnt, und der Zahn lockert sich.

Hauptverursacher Nummer 1: Volkskrankheit Parodontitis (früher: Parodontose)

Die häufigste Ursache für lockere Zähne beginnt mit einer vergleichsweise harmlosen Zahnfleischentzündung (Gingivitis). Blutendes, gerötetes Zahnfleisch beim Zähneputzen deutet auf eine nachlässige Zahnpflege hin und lässt sich anfangs noch mit verbesserter Reinigungstechnik in den Griff bekommen. Geschieht das nicht, bilden sich allmählich tiefe Zahnfleischtaschen, eine ideale Brutstätte für Bakterien. In den Zahnfleischtaschen lassen sie sich mit herkömmlichen Methoden nicht mehr entfernen.

Von dort aus ist der Weg nicht mehr weit bis in die knöchernen Strukturen des Zahnbetts, wo schließlich der Kieferknochen angegriffen und abgebaut wird. Das Zahnfleisch zieht sich immer mehr zurück und entblößt die empfindlichen Zahnhälse, die Zahnwurzeln verlieren im schwindenden Knochen allmählich ihren Halt. Die Folge sind lockere Zähne, die im schlimmsten Fall sogar ausfallen können. Eine Parodontitis ist entstanden, eine chronische Entzündung des Zahnhalteapparats. Die Parodontitis entwickelt sich oft jahrelang unbemerkt, da sie anfangs keine Schmerzen verursacht.

Hier finden Sie Ihre Expert:innen für Zahnmedizin im DentNet

Behandlung einer Parodontitis

Im Anfangsstadium lässt sich die Entzündung des Zahnhalteapparats leichter bekämpfen. Seit Juli 2021 übernehmen die Krankenkassen nicht nur die akute Therapie, sondern auch die langfristige Nachbehandlung (UPT = Unterstützende Parodontitistherapie). Der Zahnarzt misst mit einer Sonde die Tiefe der Zahnfleischtaschen und stellt mit verschiedenen Tests den Schweregrad der Erkrankung fest. Das Wichtigste an der Behandlung der Parodontitis ist die Entfernung des Biofilms, in dem die Parodontitisbakterien siedeln. Die Zahnfleischtaschen werden gründlich gereinigt und die Bakterien beseitigt.

Lässt sich die Entzündung dadurch nicht aufhalten, wird unter lokaler Betäubung das Zahnfleisch aufgeschnitten und vom Knochen gelöst, damit der Zahnarzt einen besseren Blick auf das zu reinigende Areal bekommt. Zahnbeläge und krankes Gewebe kann so besser entfernt werden. Die Oberflächen der Zahnwurzeln werden gesäubert und geglättet, damit neue Beläge schlechter anhaften können. Anschließend wird das Zahnfleisch vernäht, sodass es den Zahn wieder eng umschließt.

Die äußeren unschönen Zeichen der Parodontitis – Schwund des Zahnfleischs und freiliegende Zahnhälse, die Schmerzen verursachen – können mit eigenem Gewebe mikrochirurgisch wieder hergestellt werden (Rot-Weiß-Ästhetik). Lockere Zähne durch eine Parodontitis können im Rahmen der Behandlung auch geschient werden. Dabei stützen sich feste Zähne und gelockerte Zähne gegenseitig. Wenn ein bereits gelockerter Zahn nicht mehr erhaltungswürdig ist, muss er gezogen und ersetzt werden. Die Bekämpfung der Erkrankung liegt aber nicht allein in den Händen des Zahnarztes: Zu einer Parodontitis-Behandlung gehört auch immer die Anleitung des Patienten zu einer wirkungsvollen häuslichen Mundhygiene und dessen aktive Mitarbeit.

Wie beugt man einer Parodontitis vor?

Die Ursache für die Erkrankung liegt fast immer in mangelhafter Zahnpflege. Die Zähne müssen jeden Tag mindestens zweimal sorgfältig von Zahnbelag befreit werden, und auch die Zahnzwischenräume dürfen nicht vergessen werden. Dafür gibt es Zahnseide und Interdentalbürstchen in der Drogerie oder im Supermarkt. Mindestens einmal, besser zweimal jährlich sollte eine professionelle Zahnreinigung in der Praxis eingeplant werden. Früherkennung ist besonders wichtig, daher bezahlen die gesetzlichen Krankenkassen alle zwei Jahre ein parodontales Screening (PSI-Index), bei dem geprüft wird, ob sich eine Parodontitis entwickelt. Raucher sollten sich bewusst sein, dass sie ein hohes Risiko haben, zu erkranken. Diabetes und Parodontitis begünstigen sich gegenseitig, mehr zu diesem schädlichen Duo dazu lesen Sie hier.

Fazit

Lockern sich die bleibenden Zähne im Mund, ist das kein gutes Zeichen. Der erste Weg sollte immer der Besuch beim Zahnarzt und die Suche nach der Ursache sein. Lockere Zähne können in vielen Fällen wieder fest werden, wenn rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Besonders bei einer Parodontitis ist frühes und konsequentes Eingreifen notwendig, um kranke Zähne wieder zu gesunden Zähnen zu machen.